05.05.2021: Berlin Film und Bericht zum Protesttag am Roten Rathaus

Zwei Frauen und ein Mann erheben die Hände und rufen etwas. Sie stehen vorm Roten Rathaus

Die Aktion:

Und was sagte Frau Scheeres zum Antrag des Parlaments und zur Aktion?:

Bericht: Am 05. Mai, dem „Europäischen Protesttag für Menschen mit Behinderungen“, fand vor dem Roten Rathaus die erste öffentliche Aktion des Berliner Bündnis für schulische Inklusion (BBSI) statt.

Ziel unserer Protestaktion war es, auf die Missstände im Berliner Bildungsbereich aufmerksam zu machen und Menschen und Kindern mit Behinderungen eine Stimme zu geben. Auch suchten wir das Gespräch mit den Verantwortlichen des Berliner Senats.  Die bildungspolitischen Sprecher des Berliner Abgeordnetenhauses haben hierzu im Vorfeld eine Einladung zu unserer Veranstaltung erhalten. Des Weiteren wurde eine „E-Mail Flut“ ausgelöst, indem massenweise Emails an Frau Scheeres und weitere Personen der Senatsverwaltung für Bildung Jugend und Familie versendet wurden.

 kleines Kind mit Trisomie21 lachtBanner mit Aufschrift Eine gute Schule für Alle, dahinter deutsche und europäische Flagge vor dem Roten RathausKind sitzt auf der Erde, trägt weißes TShirt mit Aufdruck im Hintergrund Kinder und Erwachsene

 

 

 

Die Vorhersage versprach für den 05. Mai eher durchwachsenes Wetter mit Sonne, Regen und Sturmböen. Um die eingestaubten Strukturen des Berliner Bildungssystem aufzurütteln, passte Sturm ganz gut zu unserem Thema. Pünktlich um 15 Uhr öffnete sich die Wolkendecke, die Sonne kam hervor und der Platz vor dem Roten Rathaus füllte sich mit vielen Menschen mit verschiedenen Hintergründen und aus unterschiedlichen Bereichen. Die Band Sapucai no Samba spielte südamerikanische Rhythmen und eine Tänzerin leitete gemeinsame Tanzschritte an. Die Teilnehmenden freuten sich über frisch bedruckte T-Shirts mit der Aufschrift „Eine gute Schule für ALLE“. Unsere Forderungen und die „Teilhabe ist:“ Kampagne waren als Plakate am Platz sichtbar. Es wurde zum Dialog und Mitmachen angeregt. Kinder und Erwachsene nutzten das Angebot den Rathausvorplatz mit Kreide und Wasserfarbe zu verschönern. 

Tänzerin gefolgt von tanzenden Erwachsenen und Kindern

zwei Musiker mit Trommeln spielen, im Hintergrund der Fernsehturm

links im Bild Kind sitzt auf dem Gehweg schaut auf Kreidespruch Eine Schule für alle

 

 

 

Fritz Buthke, von der gemeinnützigen Organisation „ergopedia“, moderierte die Veranstaltung und kam mit verschiedenen Aktivist:innen des BBSI im Laufe der Veranstaltung ins Gespräch.
Jane Morgental, vom Verein „Eltern beraten Eltern“, berichtete über die Gründung des Bündnisses und ihre Freude darüber, dass so viele verschiedene Interessengruppen im Bündnis repräsentiert sind. Außerdem gab sie einen Einblick in ihre Erfahrungen bei der Beratung von Eltern im Kampf mit dem Bildungssystem.
Aus der Perspektive eines Ergotherapeuten, legte Fritz Buthke dar, wie wichtig unter anderem multiprofessionelle Teams für die inklusive Schule seien und dass therapeutische Fachkräfte in vielen anderen Ländern bereits ein fester Bestandteil des Bildungssystems seien.

Frau und Mann mit Mikrophon in der Hand vorm Berliner Roten Rathaus

Stephie Loos, langjährige Aktivistin im Bereich der inklusiven Bildung und der Umsetzung der Menschrechte, wies darauf hin, dass es bereits vor 10 Jahren ähnliche Forderungen seitens Elterninitiativen gab, sich seitdem leider sehr wenig verändert habe

Philipp Dehne, vom Verein „Schule in Not“ und Aktivist bei der vom BBSI mitinitiierten Kampagne „Schule muss anders“, erklärte, dass er als Lehrer in Berlin nicht weiter unter den herrschenden Zuständen arbeiten möchte. Er betonte, das Ziel sei, dass die Forderungen der Kampagne im Koalitionsvertrag aufgegriffen werden. Hierfür sei es wichtig, dass viele Berliner:innen sich beteiligen. Er verwies auf Möglichkeiten zum Mitmachen und kündigte eine Großdemo am 06.05.21 in Berlin an. (Große Demo am 5.6. – Schule muss anders (schule-muss-anders.de))

Ina Döttinger, ehemalige Leiterin des Jakob Muth-Preis für inklusive Schule, machte deutlich, dass Inklusion das Kernstück von gesellschaftlichem Zusammenleben ist. Auch das Aushalten von, sowie der kreative Umgang mit Unterschieden sei wichtig. Sie hob zwei Sätze aus dem Leitbild des BBSI besonders hervor: „Inklusion ist dann erreicht, wenn wir in unserer Gesellschaft alle gleichberechtigt und chancengleich zusammenleben und lernen.“
Parallel zu unserer Veranstaltung tagte zum ersten Mal das Berliner Behinderten Parlament (BBP). Für den Bereich Bildung kooperieren wir mit dem BBP. Unsere fünf Forderungen wurden als Antrag eingereicht und fanden eine breite Zustimmung. Frau Scheeres war an diesem Tag persönlich im Parlament. Zu unserer großen Freude, wurden unsere Forderungen im BBP persönlich an sie überreicht. Hierzu fand eine Live-Schalte von unserer Veranstaltung direkt ins BBP statt.
Die bildungspolitischen Sprecher:innen kamen nicht zu unserer Veranstaltung, eventuell aufgrund der Kurzfristigkeit der Einladung. Hier werden wir aber weiter versuchen im Gespräch zu bleiben. Eine Reaktion auf unsere E-Mail-Flut haben wir auch erhalten und sind gespannt, ob sich hieraus ein Dialog zwischen dem Bündnis und der Senatsverwaltung entwickelt.
Die Aktion war ein Start in Richtung unseres großen Zieles die Senatsverwaltung aufzurütteln und sie dazu zu bringen wirkliche Veränderungen in Richtung einer inklusiven Schule, um zu setzen.
Unser Eindruck ist: es gibt noch viel zu tun, denn die Realität von Eltern, Pädagog:innen, Therapeuten und allen an Schule beteiligten scheint doch in vielen Bereichen noch eine ganz andere Realität zu sein, als die welche die Senatsverwaltung aktuell sieht.